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05.01.17 Für ein Europa selbstbewußter und selbstständiger Regionen

zu Beschwerde zu Volksabstimmung über bayerische Unabhängigkeit nicht angenommen

Ich bin ein Anhänger eines Europa der Regionen, was die Politik ja auch immer in Sonntagsreden beschwört, tatsächlich aber das Gegenteil vorantreibt: Zentralisierung, Gleichmacherei, Bevormundung, Über einen Kamm scheren, systematisches Zerstören der regionalen Eigenheiten und Kultur, vor allem der Sprachen und Dialekte und Outsourcen von demokratischen Kompetenzen an internationale Geschäftemacher usw. Insofern kann ich den Antrag der Bayernpartei durchaus verstehen, auch wenn ich selber mein Leben lang jedes nostalgische und lederbehoste Bayernbild immer belächelt habe. Als Bayer, der noch nie etwas mit dem volkstümlichen Bayernklischee am Hut hatte, glaube ich aber trotzdem nicht, das eine Loslösung von der BRD automatisch etwas zum Besseren wenden würde, denn zu weit ist die Wirklichkeit von einem erträumten Bayernbild entfernt. Die Kommerzialisierung hat unser Land nicht weniger im Griff als es die Schwaben, Friesen oder Sachsen etc. hat. Würde dieser Idententitätsklau und die Verwässerung der Eigenheiten irgendwoanders auf der Welt mit dieser Brutalität stattfinden, wie er bei uns in den letzten Jahrzehnten passiert ist, ginge mehr als ein empörtes Raunen durch die intellektuelle oder grünlinke Szene. So aber verspottet man den Antrag auf Sezession als Volkstümelei ewig Gestriger. Doch man muss es sich einmal vergegenwärtigen: In der Landeshauptstadt sollen gerade noch 2 Prozent der Kinder die Landessprache beherrschen. Und mit der Sprache findet ein Kulturraub statt, der aus meiner Sicht ein Verbrechen ist, man zerstört damit das Herz eines Landes. In sprachlichen „Beharrungsgebieten“, etwa Niederbayern oder der Oberpfalz sieht es zwar noch besser aus, doch kaum irgendwo wütet die Kommerzialisierung mehr als hier. Wir teeren das Land in einem irrwitzigen Ausmaß, überbauen die fruchtbarsten Flächen mit den hässlichsten, gesichtslosesten Gewerbegebieten, dass dagegen die Zerstörungen der Panduren, Schweden oder anderer Kriegshorden wie ein Fliegenschiß wirken. Ich trauere um unsere wunderbare Landschaft, ich trauere um unsere Sprache, ich trauere um unser altes bayrisches Selbstbewußtsein.

 

05.01.17 Antwort auf Re: Bayern ist so groß wie Schweiz oder Österreich!

Re: Beschwerde zu Volksabstimmung über bayerische Unabhängigkeit nicht angenommen

Du hast den Satz von mir völlig missverstanden,

„... denn zu weit ist die Wirklichkeit von einem erträumten Bayernbild entfernt.
Die Kommerzialisierung hat unser Land nicht weniger im Griff
als es die Schwaben, Friesen oder Sachsen“

Es ging mir darum, die Hoffnung "alles würde besser", wenn wir nur nicht mehr von den arroganten "Preussen" bestimmt würden, zu relativieren. Erstens werden wir längst alle zusammen vom internationalen Kapital beherrscht, das keine Ländergrenzen kennt und zweitens hat bei uns seit 70 Jahren eine Partei das Sagen, was zu einem schier unauflöslichen Filz mit den unterschiedlichsten Interessengruppen geführt hat. Eine Sezession würde daran nichts ändern und die Hoffnung, dass etwa von Sozis etwas zu erwarten sei, widerlegt die Realität. Dort wo diese in anderen Bundesländern herrschen, gibt es kein bißchen weniger Filz. Diese Entwicklung scheint überall auf der Welt beinahe naturgesetzmäßig abzulaufen. Wer auf die Opposition hofft, hat in Bayern schon verloren, denn die bayerische SPD etwa, hat immer nur gezeigt, dass sie vor lauter Chancenlosigkeit bereit ist die allermeisten schwarzen Blödheiten zu imitieren oder zu übertreffen, nicht nur was Kommerzialisierung und Umweltzerstörung angeht. Und die Grünen? In sie habe ich einmal viel Hoffnung gesetzt, seit 1999 ist das vorbei und heute sind sie eine weltfremde, ideologische Spießerformation, deren Scheuklappen nicht einmal mehr grün sind.

Was du ansonsten schreibst hat seine Richtigkeit, du hättest dafür besser einen eigenen Thread eröffnen sollen, da er thematisch ein völlig anderes Kapitel behandelt.

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Weitere Antwort auf einen Beitrag zum obigen Thema:

05.01.17 Re: Die gefühlten Grenzen in Bayern verlaufen anders

Die gefühlten Grenzen in Bayern verlaufen nicht nach den Regierungsbezirken. Bei meinen Auftritten als niederbayerischer Barde bin ich gerade in Franken oder Schwaben immer überaus freundlich aufgenommen worden, ich meinte da ein "Wir-Gefühl, der gefühlt Zu-kurz-gekommenen" zu spüren. Nicht der Umstand trennt uns, dass die einen lieber Bratwürste essen als Weißwürste oder Kässpatzen, sondern den als Hochmut empfundenen Regierungsstil aus den bayerischen Speckzonen München und Oberbayerns. Ich kann nur eigene Erfahrungen wiedergeben, aber ein Niederbayer, der sich nicht den pseudolinksliberalen Schickimickis anbiedert, singt sich in Berlin leichter als in München. Minga (altbayrische Bezeichnung der Metropole) ist das trojanische Pferd, dass wohl auch die letzten Reste Bayerns noch schleifen wird.