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30.9.15  Lehrbeispiel für einen verkommenen Krieg (

Kommentar auf Telepolis zum Artikel; Taliban in Kundus

Der bislang 14jährige Krieg am Hindukusch wird in die
Geschichtsbücher eingehen als Exempel für die Verkommenheit des
Westens. Keines der vollmundig verkündeten Kriegsziele wurde
erreicht: kein Frieden, kein Demokratie, keine Frauenrechte, keine
Eindämmung der Korruption und keine des Opiumsanbaus, sondern im
Gegenteil, bei allem Üblen ist ein schier exponentielles Wachstum zu
konstatieren. Die Begründung des Überfall auf dieses geschundene Land
war verlogen von vorne bis hinten und wer Lehrbeispiele dafür sucht,
wie man ein Volk in Verzweiflung und Armut stürzt und wie man dadurch
Terroristen und Widerstandskämpfer heranzüchtet, der wird reichlich
fündig werden. Die Einnahme von Kundus durch die Taliban lässt
befürchten, dass es großen Teilen des Landes ebenso ergehen wird, was
zu einer neuen Flüchtlingswelle führen wird, denn alle die in gutem
Glauben mit dem Westen zusammengearbeitet haben, werden nun mit
Verfolgung rechnen müssen. Bin gespannt, wie viele die USA davon
aufnehmen werden.  

Jeder mit einem Funken Verstand, hat schon 2001 gewußt, wie es enden
wird, ich zähle mich da auch dazu und darf auf zwei Kommentare zum
Thema aus dieser Zeit hinweisen:

14.9.01 Feldzug gegen den Terror? (Kommentar in www.hgeiss.de)

Wer hat einen Vorteil, wenn so reagiert wird, wie es derzeit die
Spatzen von den Dächern pfeifen, also mit einem langen Feldzug gegen
den Islam? Wer verdient am Krieg und dem, was danach kommt, nämlich
an einem wiedergewonnenen Feindbild und einer dem früheren Kalten
Krieg gleichen Gegnerschaft, jetzt nicht mit den Kommunisten, sondern
mit dem Islam? Und leicht kann durch einen unüberlegten Krieg der
Teufelskreis von neuem Unrecht und darauf folgender neuer Vergeltung
in Gang kommen. Wobei hier der Westen sowieso schon genug Dreck am
Stecken hat, in dem er im Nahen Osten Diktaturen unterstützt um deren
Erdöl zu bekommen. Ich brauche die Diktaturen nicht aufzählen, da
jeder sie kennt und ebenso ist bekannt, dass auch ein Saddam Hussein
oder ein Bin Laden einmal von den Amerikanern aufgebaut worden sind.
Oder die Unterstützung für Israel, die seit Jahren Krieg mit allen
Nachbarn führen und gegen die Palästinenser einen Staatsterrorismus
betreiben, dessen Brandmarkung als Rassismus gerade erst bei einem
Un-Kongress wieder einmal durch die USA verhindert wurde. 
Natürlich sehe ich die Zwangslage der USA, sie müssen reagieren, was
am 11.9.01 passiert ist, kann nicht einfach hingenommen werden.
(Siehe Fussnote zu dieser Bemerkung) Und wie soll man auf Terroristen
reagieren, wenn man nur gewaltige Hammer hat zum kämpfen, den man nur
gegen große auswärtige Ziele einsetzten kann? Doch wenn die USA nun
wirklich Afghanistan angreifen, wie allgemein gemutmaßt wird, mit
Bomben ist gegen dieses Land nichts auszurichten, außerdem ist schon
alles zerstört vom jahrzehntelangen Krieg. Und Bodentruppen? Die
Russen haben 600 000 Mann zehn Jahre lang eingesetzt und sind
geschlagen nach Hause gegangen und die sowjetischen Soldaten waren
Entbehrungen gewöhnt. Amerikanische Soldaten werden sich nach den
ersten größeren Verlusten fragen, was sie in diesem zerklüfteten
Felsengebirge eigentlich verloren haben... Und selbst wenn sie Bin
Laden finden und töten, dann wird er endgültig heilig gesprochen und
wird als Märtyrer die nächsten tausend Jahre durch die Köpfe
spuken... 
Zu befürchten ist auch, dass durch einen Krieg auch noch diejenigen
in die Hände der Terroristen getrieben werden, die heute noch
gemäßigt sind. Und in den Industriestaaten lassen sich nicht nur
Hochhäuser mit Fliegern angreifen, es lassen sich unzählige
Einrichtungen zu schrecklichen Waffen machen- Atomanlagen, Fabriken
und und und... Und diese möglichen Anschläge zu verhindern würde
bedeuten, dass aus unseren freien Gesellschaften Diktaturen würden,
wo Bespitzelung und Ausgrenzung zum Normalen würden. Ich mag gar
nicht weiter denken, bei unserem Völkergemisch und unseren weltweiten
Verflechtungen.... Doch auch Faschismus a la George Orwell würde
keine Sicherheit schaffen können und unsere angeschlagene Ökologie
verträgt ein derartiges Szenario sowieso nicht. 
Nein, wir haben keine Alternative: Gegen Terror hilft nur Frieden,
Toleranz und eine gerechtere Weltordnung. Und die Ächtung und
rechtsstaatliche Verfolgung aller Gewalttäter. 

15.1.02 Harte Probe
Leserbrief in Passauer Neue Presse

Erst beschränkten sich die USA in Afghanistan wochenlang auf
Bombardements und machten überhaupt keine Kriegsgefangenen oder
überließen diese der Rache der Nordallianz, nun sperren sie gefangene
Taliban einzeln wie Tiere in Käfige und verweigern ihnen den Status
als Kriegsgefangene. Doch in dem man Menschen erniedrigt und
provoziert schafft man keinen Frieden, sondern nur immer neue
Desperados und Kamikaze. Gleiches gilt für Israel, das ein ganzes
Volk einsperrt, für jeden toten Israeli eine Vielzahl von
Palästinensern tötet und ihnen Wohnhäuser, Infrastruktur und
Volksvermögen zerstört.
Ich bin im Geiste der Freundschaft zu Amerikanern und Israelis
aufgewachsen, doch Bush und Sharon stellen diese Verbundenheit auf
eine harte Probe. Ich habe Angst, dass sie mit ihrer Politik der
Blutrache noch die ganze Welt in einen Krieg stürzen.

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Fussnote: (Hier möchte ich - am 30.9.15 - anmerken, dass ich mich in
diesem Punkt völlig geirrt hatte. Heute bin ich mir sicher, dass 9/11
eine Fals-Flag-Aktion war. Auch der schnelle Überfall auf Afghanistan
spricht dafür, denn ein solcher Krieg braucht eine lange
Vorbereitungszeit.)